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Menschliche Intelligenz versus künstliche Intelligenz

Der Grundgedanke von künstlicher Intelligenz ist nicht neu. Die Idee findet sich bereits in der griechischen Mythologie.

Durchschnittliche Lesezeit: ca. 4 Minuten

Der Begriff künstliche Intelligenz (AI oder KI) ist ein Sammelbegriff für verschiedene Ausprägungen der maschinellen Intelligenz. KI ist derzeit aktueller denn je, denn die Maschine wird schlau, und das macht vielen von uns Angst. Die jüngsten Erfolge, die künstliche Intelligenz im Bereich Bild- und Texterstellung vorzuweisen hat, erzeugen bei vielen nicht nur Begeisterung.

 

Die verschiedenen Ausprägungen von KI

 

Maschinelles Lernen (ML)

Maschinelles Lernen stellt die Grundlage für künstliche Intelligenz dar. Es bedeutet, dass ein künstliches System aus vorliegenden Daten eigene Rückschlüsse ziehen kann. Ein künstliches System lernt aus Beispielen und kann diese anhand Muster und Gesetzmässigkeiten nach Beendigung der Lernphase verallgemeinern. Das Prinzip von Ursache und Wirkung wird kaum verstanden. Onlinehändler wie beispielsweise Amazon setzen ML ein, um die Daten aller getätigten Einkäufe auszuwerten und auf dieser Grundlage Produktvorschläge zu unterbreiten. Selbstlernende Systeme allein sind nicht intelligent, sondern nur die Vorarbeit, die zu künstlicher Intelligenz führen kann.

Hier beginnt schon das Problem, dass künstliche Intelligenz Vorurteile, die in der Gesellschaft noch immer verankert sind, verzerrt oder sogar verstärkt. Der Irrtum, dem die Maschine unterliegt, besteht darin, dass ihren Schlussfolgerungen Algorithmen und Trainingsdaten zugrundeliegen, die von Menschen erstellt und geliefert wurden. Kaum jemand ist gänzlich frei von Befangenheit. Diese Vorbehalte übernimmt die Maschine und «lernt» sie gewissermassen mit. Beispiele hier sind Sensoren, die in Seifenspendern, aber auch in Fahrzeugsystemen zur Kollisionserkennung bei hellhäutigen Menschen besser funktionieren als bei dunkelhäutigen. Das Spektrum der Fehler, die bereits in diesem Stadium entstehen können, reicht von peinlich über diskriminierend bis hin zu gemeingefährlich.

[Weiterlesen: Diskriminierende KI – das Problem mit der Blackbox]

 

 

Schwache KI – die Entscheidungshilfe, der Chatbot, die Künstlerin

Hier beginnt künstliche Intelligenz. Schwache KI ahmt menschliche Verhaltensweisen nach. Sie kann bereits einfache Aufgaben übernehmen, bevor sie an einen menschlichen Bearbeiter oder eine Bearbeiterin weitergegeben werden. Diese KI ist noch alles andere als perfekt. Verrichtet sie z. B. bei einer Hotline ihren Dienst und der menschliche Konversationspartner ist heiser, beginnen bereits die Verständigungsprobleme. Ein menschliches Gehirn kann sich schnell an so eine neue Situation anpassen. Für die Maschine jedoch bedeutet dies Schwerstarbeit.

Bild des Bundeshauses in Bern, das von einer KI erzeugt wurde. Es erweckt den Eindruck, es würde in Flammen stehen.
Abbildung 1 Bilderzeugende KI erleichtert die Erstellung von Fake News. Zusätzlich stellt sich das Problem des Urheberrechts. Quelle: Bing

Im Bereich schwache KI ist das Unternehmen OpenAI derzeit besonders erfolgreich. Seine bildererzeugende AI DALL·E 2 und das Sprachmodell ChatGPT erzeugen bereits jetzt beachtliche Ergebnisse, doch zeigen sie auch ihre Unzulänglichkeiten auf. So sind die Bilder von DALL·E 2 nichts Geringeres als beeindruckend, zeigen jedoch, dass die KI Dinge interpretiert, die sie selbst nicht versteht , und der Chatbot ChatGPT liefert auch Ergebnisse, die schlichtweg falsch sind, weil seine Trainingsdaten unzureichend sind.

[Weiterlesen: Wie eine äusserst geschickte Malerin, die die reale Welt noch nie gesehen hat.]

Microsoft hat sich Rechte an OpenAIs ChatGPT erworben und ist gerade dabei, das Sprachmodell in seine Suchmaschine und weitere Dienste und Apps zu integrieren. Bing soll damit in der Lage sein, weitaus bessere Suchergebnisse und Ratschläge zu liefern als es Google derzeit vermag.

In unserem Interview mit ChatGPT kannst du das Sprachmodell genauer kennenlernen und ebenso, was es selbst von einer Zusammenarbeit mit Microsoft erwartet.

[Weiterlesen: Interview mit einer AI]

 

Starke KI – die Architektur eines Bewusstseins und die Möglichkeit zur Singularität

Maschinen ein Bewusstsein zu geben, ist die Disziplin vieler unterschiedlicher Wissenschaften. Starke AI bleibt aber auch nach Jahrzehnten der Forschung immer noch Vision. Wenn künstliche Intelligenz tatsächlich ein Bewusstsein entwickeln sollte, wird dieses mit Sicherheit anders ausgeprägt sein als das unsere. Ab 2040 scheint dies jedoch möglich zu sein. Wenn dieser Fall – vermutlich überraschend – eintritt, sind alle Weichen Richtung Singularität gestellt. Singularität bedeutet, dass sich ab diesem Zeitpunkt KI von selbst verbessern und Änderungen an den eigenen Algorithmen vornehmen wird. Die Erschaffung einer derartigen Intelligenz wäre die letzte grosse Errungenschaft der Menschheit. Ab diesem Zeitpunkt werden alle herausragenden Erfindungen von künstlicher Intelligenz geschaffen, und die Zukunft ist nicht mehr vorhersehbar.

[Weiterlesen: Künstliche Intelligenz und Singularität – was uns nach Web 4.0 erwartet]

 

Zwischenbilanz – Mensch gegen Maschine – wer gewinnt beim Intelligenztest?

 

Fünf Sinne

Wir Menschen beziehen unsere Informationen immer aus allen fünf Sinnen. Selbstfahrende Autos bekommen ihre Informationen zwar aus einer Vielzahl an Sensoren. Doch sie bleiben auf diesen Einsatzbereich beschränkt. Sie können uns nicht sagen, welche Rose besser riecht, welches Brot frischer ist oder welcher Apfel besser schmeckt. Noch haben wir bei dieser Verarbeitung an unterschiedlichen Informationen die Nase vorn.

 

Deduktion

Deduktion, eine Spezialdisziplin für die Maschine? Weit gefehlt. Der Prozess des Ziehens logisch zwingender Schlussfolgerungen ist komplizierter als es zunächst scheint. Bis eine Maschine echte logische Schlüsse ziehen kann, wird es noch immer einige Zeit dauern.

 

Urteilsvermögen

Unterscheiden zwischen Richtig und Falsch: Wenn wir unser Urteilsvermögen einsetzen, benutzt unser Gehirn sehr komplexe Methoden, um eine Entscheidung zu treffen. Auch hier ist uns die Maschine noch weit unterlegen. Ausserdem sind derzeitige Modelle, die bereits jetzt selbstständige Bewertungen abgeben sollen, noch immer zu sehr durch ihre aktuellen Trainingsdaten limitiert.

 

Vererbtes Wissen

Wissen ist vererbbar. Wie und in welchem Umfang das geschieht, ist noch nicht gänzlich geklärt. Unser Gehirn blickt auf Jahrmillionen Evolutionsgeschichte zurück und hat im Laufe dieser Zeit einiges an Wissen abgespeichert. Auf dieses evolutionäre Wissen kann keine Maschine zurückgreifen.

 

Sozialkompetenz

Sympathie, Freundschaft oder Liebe können Maschinen vielleicht bis zu einem gewissen Grad nachahmen, empfinden können sie diese jedoch nicht. Dennoch können Modelle künstlicher Intelligenz erfolgreich für Therapiemethoden eingesetzt werden, Maschinen können zwar keine Empathie empfinden, sind jedoch unendlich geduldig und lassen sich nicht provozieren.

 

Kreativität

Wissenschaftler haben Algorithmen entwickelt, die Kreativität messbar machen. Bilder, die bei diesem Experiment entstanden und 2017 auf der Art Basel ausgestellt wurden, bekamen überraschenderweise bessere Kritiken als die der menschlichen Mitbewerber. Künstliche Bildbearbeitung hat seitdem einen beachtlichen Entwicklungssprung hingelegt und erzeugt erstaunliche Ergebnisse. Kreativität stellt dies indes nicht dar, sondern es ist nur eine neue Version anhand bereits bestehender Werke und Informationen. Ein Verständnis des Interpretierten liegt diesen Kreationen nicht zugrunde. Doch stellt sich die Frage, was macht Kreativität wirklich aus?

 

Zählen

Wenn wir Normalsterbliche im Kopf eine Aufgabe wie 3425 hoch 542 lösen müssten, wären wir überfordert. Auch wenn Mathematikgenies uns mit ihrer Zahlenakrobatik verblüffen, alle komplexen Rechenoperationen lassen sich auf schlichtes Zusammenzählen vereinfachen – und das können Maschinen einfach besser.

 

Weiterhören:

In unserem Podcast mit Nicolas Zahn besprechen wir das Potenzial aber auch die Risiken von KI.

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