Suche

Digitales Erbe: Was bleibt von uns im Netz?

Unser Leben in Daten

Wir hinterlassen täglich digitale Spuren – in E-Mails, Social-Media-Konten und Cloud-Speichern. Doch was passiert mit diesen Daten, wenn wir nicht mehr sind? Wer hat Zugriff? Wer löscht sie oder bewahrt sie auf? Und wollen wir überhaupt, dass etwas bleibt?

 

Durchschnittliche Lesezeit ca. 6 Minuten

Eine Collage aus verschiedenen Social-Media-Icons, einem E-Mail-Symbol und einer Wolke, die zusammen das digitale Leben, Vernetzung und die Kommunikation in der modernen Welt symbolisieren.
Abbildung 1 Eine Collage aus Social-Media-Icons, einem E-Mail-Symbol und einer Cloud, die die Vielseitigkeit und Vernetzung des digitalen Lebens widerspiegeln. Quelle: Bing

Death Tech und Grief Tech – Ordnung oder Erinnerung?

Die digitale Welt vergisst nicht – es sei denn, jemand kümmert sich darum. In den letzten Jahren haben sich zwei unterschiedliche Technologiebereiche entwickelt, um mit dem digitalen Nachlass umzugehen:

 

Death Tech: Ordnung im digitalen Nachlass

Death Tech konzentriert sich darauf, den digitalen Nachlass zu verwalten und geordnet zu hinterlassen. Es geht um praktische Lösungen, die Angehörigen helfen, sich im digitalen Chaos zurechtzufinden:

 

  • Passwort-Manager & digitale Tresore: Speichern und verwalten wichtige Zugangsdaten, die an Vertrauenspersonen weitergegeben werden können.
  • Automatische Kontolöschungen: Einige Anbieter ermöglichen es, Konten nach einer gewissen Inaktivitätszeit automatisch zu entfernen.
  • Digitale Nachlassverwaltung: Spezialisierte Dienste helfen Angehörigen, Online-Profile zu finden, zu schliessen oder zu übertragen.

 

Grief Tech: Digitale Erinnerungen bewahren

Grief Tech verfolgt einen völlig anderen Ansatz: Hier geht es darum, digitale Spuren zu erhalten und sogar zu erweitern. Technologien helfen Trauernden, eine Verbindung zu den Verstorbenen aufrechtzuerhalten:

 

  • Virtuelle Gedenkstätten: Profile können als Erinnerung bestehen bleiben, z. B. auf Facebook oder Instagram.
  • KI-gestützte «Deadbots»: Chatbots, die aus alten Nachrichten, Audiodateien und Social-Media-Posts lernen, um mit Hinterbliebenen zu «kommunizieren».
  • Erinnerungs-Avatare und Hologramme: Unternehmen entwickeln digitale Abbilder von Verstorbenen, die auf Knopfdruck interagieren können.

 

Doch hier stellt sich die ethische Frage: Wollen wir, dass Menschen digital weiterleben? Während einige diese Technologie als Trost empfinden, kann sie für andere verstörend sein. Wo liegt die Grenze zwischen Erinnerung und Illusion?

Ein zweigeteiltes Bild, links ein Symbol für einen Passwortmanager, das für digitale Sicherheit steht, und rechts eine virtuelle Gedenkseite, die das Konzept der Erinnerung und des Gedenkens im digitalen Raum darstellt.
Abbildung 2 Ein zweigeteiltes Bild – links ein Passwortmanager, der für den Schutz unserer digitalen Identität steht, und rechts eine virtuelle Gedenkseite, die die bleibende Erinnerung an uns im digitalen Raum bewahrt. Quelle: Bing

Praxistest: Ein Gespräch mit der Vergangenheit?

Im Rahmen unserer Recherche haben wir Here After selbst ausprobiert – eine Plattform, die es ermöglicht, digitale Erinnerungen für die Zukunft zu bewahren. Die Idee: Nutzende hinterlassen Sprachaufnahmen über ihr Leben, ihre Erlebnisse und Gedanken, die später von Angehörigen abgerufen werden können.

 

So funktioniert es:

 

  • Du beantwortest Fragen zu deinem Leben und nimmst Erinnerungen auf.
  • Die KI verarbeitet diese Aufnahmen und erstellt daraus einen interaktiven «Erinnerungsavatar».
  • Angehörige können später mit diesem digitalen Ich «sprechen».

 

💬 «Es fühlte sich an wie eine digitale Interviewsituation – kein echtes Gespräch, aber eine Art Zeitkapsel meiner Erinnerungen.»

 

Das Ergebnis? Der Avatar kann Fragen zu gespeicherten Erinnerungen beantworten, aber er denkt nicht selbstständig. Es ist weniger eine echte Simulation als vielmehr ein interaktives Archiv. Dies stellt jedoch erst den Anfang dar, und mit der rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz können noch völlig überraschende Fortschritte und Entwicklungen auf uns zukommen.

 

Sinnvoll oder befremdlich?

Für manche mag es beruhigend sein, Erinnerungen so festzuhalten. Andere empfinden es als unheimlich, mit einer KI-Version eines geliebten Menschen zu interagieren. Die grosse Frage bleibt: Ist das ein würdiger Umgang mit Erinnerungen – oder nur eine programmierte Selbsttäuschung?

 

Rechtliche und technische Hürden

  • In der Schweiz zählen digitale Daten auf lokalen Speichern zur Erbmasse, Online-Daten jedoch nicht.
  • Viele Plattformen sitzen im Ausland, was den Zugriff erschwert.
  • Einige Familien kämpfen jahrelang um den Zugang zu den Online-Konten Verstorbener.

 

💬 «Viele denken nicht darüber nach, was mit ihren Online-Konten passiert, wenn sie sterben. Dann stehen Angehörige ohne Passwörter und Zugriff da.»

Ein grosses Schloss schwebt über einer Social-Media-Seite, die in verblasstem Grau dargestellt ist. Die Darstellung symbolisiert eine Blockade des Zugangs zu einem Online-Konto und verweist auf digitale Sicherheitsmassnahmen.
Abbildung 3 Ein Schloss schwebt über einer Social-Media-Seite, das eine digitale Sperre und den Schutz der Privatsphäre symbolisiert. Quelle: Bing

Digitale Geister: KI und die Frage nach der Ethik

  • KI-Modelle ermöglichen es, Stimmen und Textmuster Verstorbener nachzubilden.
  • Einige sehen darin Trost, andere eine problematische Illusion.
  • Wer entscheidet, ob eine digitale Kopie eines Verstorbenen weiter existieren darf?

 

💬 «Es ist faszinierend, aber auch beängstigend: Was passiert, wenn solche Technologien missbraucht werden»

Ein digitales Interface, gestaltet mit kleinen Plastikbausteinen, zeigt eine Nachricht unter einem verblassten oder monochromen Profilbild einer verstorbenen Person. Die Bildsprache vermittelt eine KI-generierte Nachricht von einer verstorbenen Person und hat eine subtile, nachdenkliche Atmosphäre.
Abbildung 4 Eine digitale Schnittstelle zeigt eine Nachricht unter einem verblassten Profilbild einer verstorbenen Person. Die Darstellung vermittelt das Konzept einer KI-generierten Nachricht von jemandem, der nicht mehr lebt. Quelle: Bing

Praktische Tipps: Wie du dein digitales Erbe regeln kannst

Passwortmanager nutzen – Eine zentrale Stelle für deine digitalen Zugänge.
Eine Vertrauensperson bestimmen – Wer soll Zugriff auf wichtige Daten haben?
Inaktive Konten löschen – Reduziert das Risiko von Missbrauch.
Social-Media-Gedenkoptionen prüfen – Konten lassen sich oft in den Gedenkzustand versetzen.

 

💬 «Es hilft nicht nur Angehörigen, sondern schützt auch uns selbst schon zu Lebzeiten.»

 

Zwischen Dead Man’s Chest und Klabautermann

Ein Bild aus Mini-Plastikbausteinen zeigt eine mystische «Dead Man’s Chest“», die in einem digitalen Ozean aus Daten liegt. Ein schattenhafter Klabautermann erscheint aus den Wellen, was die chaotische und unkontrollierte Existenz von digitalen Spuren symbolisiert. Die Darstellung nutzt die pixelartige Ästhetik von Mini-Plastikbausteinen.
Abbildung 5 Ein aus Mini-Plastikbausteinen gestaltetes Bild zeigt eine leuchtende «Dead Man’s Chest», die auf einem digitalen Ozean aus verstreuten Daten liegt, während ein schattenhafter Klabautermann aus den digitalen Wellen auftaucht. Das Bild vermittelt die unkontrollierbare Natur des digitalen Erbes. Quelle: Bing

 

Unser digitales Erbe kann ein wertvoller Schatz oder eine unkontrollierbare Last sein. Wer sich nicht darum kümmert, riskiert, dass seine Daten wie eine verfluchte Dead Man’s Chest weiterexistieren oder unkontrolliert im Netz wie ein Klabautermann herumspuken.

 

Setzt die Segel und lauscht dem Abenteuer! 🏴‍☠️🎙️

Folge 2 unseres Digitalen Piraten-Podcasts ist jetzt am Start – und diesen Artikel gibt’s jetzt nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Hören! Perfekt für alle, die lieber in spannende Audio-Welten eintauchen. ⚓🔊

[🔊 Jetzt direkt auf Spotify entern und reinhören! 🎧🏴‍☠️]

Ähnliche Beiträge

Ein digitales Netzwerk aus leuchtenden Datenströmen mit DNA-Symbolen und menschlichen Silhouetten im Hintergrund. Die Collage-Technik nutzt farbenfrohe Pappkarton-Ausschnitte, die sich zu einer vielschichtigen, strukturierten Darstellung verbinden und eine dynamische Wirkung erzeugen.

DNA-Testkits: Risiken und Kosten der genetischen Enthüllung

Datenkraken wie MyHeritage, AncestryDNA, 23andMe und Co – das Angebot scheint verlockend. Ein wenig Speichel in einem Röhrchen an ein Analyselabor geschickt, und schon wenig...

Endlich produktive Meetings

Effektive Meetings sind nach wie vor ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg. Doch wie lassen sich diese erreichen?...

Serie Bedrohungen im Internet, Teil 6: Betrügerische Supportanrufe

Der nachfolgende Teil unserer Serie beschäftigt sich mit der erfolgreichen Masche, sich über einen betrügerischen Telefonanruf Zugang zu deinem Computer, der ans Internet angeschlossen ist,...

Ähnliche Beiträge

Betrügerische Maschen im Netz: So gefährden sie deine Finanzen

Betrugsmaschen gibt es schon seit Jahrhunderten, aber die moderne Technologie hat es Betrügern ermöglicht, ihre Methoden weiter zu verfeinern. Vom klassischen Scheckbetrug bis hin zu...

Notebook LM – Revolutionärer KI-Notizassistent oder nur ein sprechender Papagei?

Google hat mit Notebook LM ein neues KI-gestütztes Recherche- und Schreibwerkzeug entwickelt. Die Idee dahinter: Grosse Informationsmengen schneller und effizienter erfassen. Eine der spannendsten Funktionen...
TEAM GREENITS - Dominik Neuffer

Dominik Neufer
Leitung Kommunikation

Du hast Fragen oder Anregungen?

Ich stehe jeden ersten Freitag im Monat für unsere Blogsprechstunde telefonisch unter +41 31 529 10 19 zur Verfügung. Gerne kannst du mir auch eine E-Mail an blog@greenits.ch schreiben.

Ich freue mich auf einen regen Austausch und interessante Gespräche.

Werbehinweis (Link mit Sternchen*)

Achtung: Affiliate-Link. Wenn du das verlinkte Produkt kaufst, bekommen wir eine Provision. Für dich ändert sich nichts am Preis. Nur fürs Protokoll: Wir stellen hier nur Produkte vor, die sich für uns in der Praxis bewährt haben.

Newsletter abonnieren

…und einen CHF 250 Gutschein erhalten!

Erhalte regelmässige Updates zu IT-Themen, profitiere von exklusiven Rabatten, sei immer informiert über unsere neuesten Produkte und entdecke inspirierende IT-Inhalte, Tipps und Tricks. Als Dankeschön schenken wir dir einen Gutschein im Wert von CHF 250 für deine nächste Shop-Bestellung.

Jetzt anmelden und profitieren!

🏴‍☠️ Die Digitalen Piraten segeln weiter! 🌊

Seraphina und Dominik gehen auf Kaperfahrt ins „Digital Afterlife“: Was passiert mit unseren Daten, wenn wir nicht mehr sind? Schatz oder Risiko für unsere Hinterbliebenen? ☠️📱

Als Highlight testen wir einen Deadbot – eine KI, die Erinnerungen bewahrt. Fluch oder Fortschritt? 🎙️🤖

Jetzt reinhören! 🎧⚓