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Es ist mal wieder so weit. Du benötigst ein Geschenk in letzter Minute, am besten gestern. In einem Onlineshop ist es schnell gefunden. Der Preis ist günstig und die Zahlung schnell getätigt. Das Prüfsiegel des Shops verspricht Sicherheit. Dennoch kommt die Ware nie an. Du bist einem Fake Shop aufgesessen
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Damit wärst du nicht allein. Sogenannte Fake Shops, also falsche Onlineläden, sind keine Seltenheit. Das Verkäuferprofil auf einer Verkaufsplattform ist vielleicht gehackt. Die Betrügerin oder der Betrüger gibt sich dabei schlichtweg als jemand anderes aus und profitiert von dessen guten Bewertungen. Oder ein ganzer Shop wird einfach erstellt, inklusive verschiedener Zahlungsmöglichkeiten und Gütesiegel. Allein mit dem Zweck, dir das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Zu günstig, um wahr zu sein
Wenn du der Meinung bist, einen absoluten Gelegenheitskauf zu machen, sei vorsichtig. Wie sind hier die Preise der Konkurrenz? Liegt ein extrem niedriger Preis vor, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich bei der Ware um ein Imitat handelt oder dass ein Fake-Shop seinen Köder ausgeworfen hat.
Übrigens bedienen sich auch manche etablierte Online-Verkäufer ähnlicher Tricks. Dadurch, dass der Lagerbestand gering gehalten wird, sind sie häufig in der Lage, dir einen Preis anzubieten, der etwa zehn Prozent unter dem der Mitbewerber liegt. Wenn du hier einkaufst, wird dein Geld eingezogen und die Ware, sofern nicht vorrätig, erst dann beim Lieferanten bestellt. Kommt es nun zu Lieferengpässen, ist Warten angesagt. Kann das von dir Bestellte nicht beschafft werden, wird der Rückerstattungsprozess eingeleitet. Dieses Hin und Her inklusive Vertröstungs-E-Mails («Wir bleiben dran …») kann gut und gerne einen Monat oder mehr in Anspruch nehmen. Das ist Geschäftsgebaren am Rande der Legalität. Prüfe bei derartigen Angeboten – in der Regel werden sie aggressiv beworben – vor der Bestellung die Verfügbarkeit.
Kaufe ich hier oder dort?
Mit «dort» ist in diesem Fall das Ausland ausserhalb der EU gemeint. Vermutlich haben Sie bereits im Ausland eingekauft, ohne es zu wissen. Denn eine .ch- oder .de-Domain bedeutet noch lange nicht, dass sich das Geschäft auch tatsächlich im jeweiligen Land befindet. Bei Transaktionen innerhalb der EU sollten kaum Probleme auftreten – doch Vorsicht, hier gelten Einfuhrzölle!
Bei Lieferungen aus Fernost aber kann es schnell zu Problemen kommen. Diese Bestellungen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Daher ist es ratsam, sich vorher das Impressum des Händlers und auch die AGB anzusehen.
Der Fairness halber muss ich jedoch hinzufügen, dass ich selbst bereits häufig von japanischen oder chinesischen Händlern online gekauft habe, ohne dass bis jetzt Probleme aufgetreten wären. Gerade Händler aus Japan gehen oft die sprichwörtliche Extrameile für die Kundenzufriedenheit und legen Bestellungen meist eine persönliche Nachricht und kleine «Goodies» wie einen Beutel Grüntee oder Süssigkeiten bei.
Prüfsiegel besser prüfen
Nicht nur Papier ist geduldig. Bits und Bytes sind es mindestens genauso. Das Gütesiegel für einen Shop ist schnell geklaut (Rechtsklick > «Bild speichern unter …») und im Fake Shop eingebaut. Darum prüfe, ob es tatsächlich hält, was es verspricht. Ist das Siegel mit der Website des Herausgebers verlinkt und ist der Shop dort auch aufgeführt? Informationen zu gängigen Prüfsiegeln kannst du übrigens hier nachlesen.
Zusätzlich führen die Anbieter der Gütesiegel und der Verbraucherschutz Listen mit Fake Shops, die laufend aktualisiert werden, z. B. Trusted Shops oder verbraucherschutz.com.
Ein weiterer Tipp: Recherchiere über den Verkäufer. Google (oder Bing) ist hier dein Freund.
Auch gute Rezensionen in einem Shop sind nicht zwingend ein Hinweis auf Qualität. Sie können ebenso gefälscht sein.
Dubiose Zahlungsmethoden
Zahl niemals im Voraus, niemals! Seriöse Händler werden dir auch seriöse Zahlungsmöglichkeiten anbieten. Nutze Treuhanddienste wie z. B. PayPal, das von den meisten Plattformen angeboten wird. Denn bei Geld hört die Freundschaft auf, und es heißt nicht umsonst: strenge Rechnung, gute Freundschaft. Auch wenn dein Handelspartner keine unlauteren Absichten hat, bieten diese „Zwischenhändler“ Schutz für Verkäufer und Käufer.
Kreditkartenzahlungen können problematisch sein. Kläre mit deinem Anbieter ab, ob du auch dann geschützt bist, wenn deine Kreditkartendaten nicht entwendet, sondern von dir selbst in einem Fake-Shop als Zahlungsmethode angegeben wurden. Ein kleiner Unterschied von Bedeutung.
Bist du dennoch einem Fake-Shop auf den Leim gegangen, kontaktiere deine Bank und setze alle Hebel in Bewegung, um die Zahlung rückgängig zu machen – schleunigst! Das funktioniert in der Regel bei Kreditkartenzahlungen, Lastschrift und Überweisungen. Je schneller du handelst, desto mehr Aussicht auf Erfolg besteht. Gerade wenn du Überweisungen rückgängig machen möchtest, solltest du schnell sein. Sammle alle Belege deiner Bestellung – Kaufvertrag, Bestellbestätigung, E-Mails und ein Screenshot des Angebots – drucke sie aus und erstatte Anzeige.
Lass dich nicht auf ein mögliches Hinhaltespiel ein. Das verschafft Betrügern und Betrügerinnen nur wertvolle Zeit.
Weiterführende Hinweise, wie du Fake Shops erkennen kannst, und eine interaktive Infografik findest du auf den Seiten des Verbraucherschutzes.
Eine Zusatzversicherung, die kein Zusatz mehr sein sollte
Hast du eine Hausratversicherung? Falls ja, überprüfe mal die Klauseln. Möglicherweise hast du bereits einen Cyberschutz integriert. Falls nicht, denk darüber nach, deine Versicherung zu aktualisieren oder zu erweitern. Cyberversicherungen, oft im Paket mit Hausratversicherungen, bieten nicht nur Schutz vor Betrugsversuchen wie dem gerade beschriebenen, sondern auch vor anderen unangenehmen Vorfällen: Cybermobbing, Kreditkartenbetrug, Datenverlust, Urheberrechtsverletzungen oder Identitätsdiebstahl.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Online-Diensten kann helfen, Schäden zu verhindern. Und falls doch mal etwas passiert, steht der Cyberschutz parat. In einer Zeit, in der ein Grossteil unseres Lebens online stattfindet, sollte er einfach dazugehören.