Die folgende Masche des Betrugs mit Non-Fungible Token (NFT) ist neu. Daher ist die Vorgehensweise noch nicht hinreichend dokumentiert. Durch hartnäckiges Nachforschen bei Betroffenen ist es uns dennoch gelungen, die komplette Vorgehensweise offenzulegen.
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Anfrage einer grosszügigen Sammlerin
Es beginnt damit, dass sich eine Sammlerin oder ein Sammler von NFTs bei Ihnen meldet, um einige Bilder (oft auch mit Screenshots belegt) als NFTs zum Weiterverkauf oder für die persönliche Sammlung zu erwerben.
Ein NFT ist ein einzigartiger, kryptografischer Wertgegenstand und kann nur als Ganzes erworben werden. In letzter Zeit hat die Spekulation mit NFTs einige Aufmerksamkeit erfahren – auch wegen der Betrugsversuche, die mit ihnen verübt werden können.
Wenn Sie sich nun denken, «gut, verkaufe ich eines meiner Werke als digitales Unikat», sind Sie bereits dabei, auf diese Gaunerei hereinzufallen.
Die «Gas Fees» kommen ins Spiel – horrende Transaktionskosten
Als nächstes bekommen Sie bei dieser Betrugsmasche eine Anleitung zum Erstellen Ihres ersten NFT. Dies allerdings nur, wenn Sie zuerst die Transaktionskosten, die sogenannten «Gas Fees», übernehmen, die gut und gerne mehrere hundert Dollar betragen können. Das Geschäft mit Ihnen soll nämlich über ein Netzwerk im Krypto-Space abgewickelt werden. In den Fällen, auf die wir stiessen, handelte es sich dabei um Ethereum. Die eigene Kryptowährung, die dort verwendet wird, nennt sich Ether, und die Transaktionskosten sind aufgrund der steigenden Beliebtheit dieses Netzwerks tatsächlich unverhältnismässig hoch.
Wer noch nicht zuvor auf Ethereum tätig war, für den ist der Ablauf dahinter zu Recht verworren und kompliziert. Diese Eigenschaft wird für den Betrugsversuch genutzt.
Die Sammlerin oder der Sammler nötigt Sie also, Ihr Kunstwerk auf eine Ethereum-Plattform hochzuladen, und verlangt von Ihnen, dass Sie die «Gas Fees» übernehmen. Spätestens jetzt sollte dieser Aspekt des Drängens Sie stutzig machen, denn ein wirkliches Interesse an Ihnen und Ihren Werken lassen diese Sammler meist kaum erkennen.
Unnötig hinzuzufügen, dass die Plattform, auf der Sie Ihre NFTs erstellen sollen, gefälscht ist.
Der Schlussakt – das Auslösen Ihrer Verdienste
Wenn Sie bis jetzt bereitwillig mitgespielt haben, werden Sie bald erfreut feststellen können, dass der Erlös Ihrer Werke einen stolzen Betrag erreicht hat. Um allerdings an diese Summe zu gelangen, müssen Sie jedoch – Sie haben es vermutlich bereits geahnt – erneut saftige Transaktionskosten bezahlen. Und der vermeintliche Gewinn stellt sich als ein Flop heraus.
Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein …
… ist es das meistens auch. Wenn Sie auf ein Angebot wie dieses mit dem lukrativen NFT-Verkauf stossen, können Sie Folgendes unternehmen, um die Seriosität zu überprüfen:
Kopieren Sie den Wortlaut des Angebots, und suchen Sie danach mit einer Suchmaschine. Mit grösster Wahrscheinlichkeit wurde eine Betrugsmasche mehrmals versucht, bevor sie Sie erreicht, und Sie stossen so auf Ergebnisse, in denen Betroffene berichten, was ihnen widerfahren ist.
Tipp: Reddit ist sehr gut geeignet, wenn es um neue Gaunereien geht. In unserem Fall mit dem NFT-Betrug wurde ich jedoch in der Kommentarspalte eines Blogbeitrags fündig, in der sich Betroffene ausgetauscht haben. Es ist mit Dankbarkeit zu erwähnen, dass hier ein so reger Erfahrungsaustausch stattgefunden hat und auch einige davon berichtet haben, was dann passiert, wenn die ersten Transaktionsgebühren geflossen sind.
Genau genommen handelt es sich bei dieser aktuellen Variante tatsächlich um einen altbekannten Vorschussbetrug, der nur einen modernen Krypto-Anstrich verpasst bekommen hat.
Aktuelle Bedrohungen wie diesen können Sie auf der Seite des NCSC (Nationales Centrum für Cybersicherheit) finden.
Im Schadensfall
Haben Sie bezahlt und schlimmstenfalls Kontoinformationen preisgegeben, kontaktieren Sie umgehend Ihre Bank und setzen Sie alle Hebel in Bewegung, um die Zahlung rückgängig zu machen – schleunigst! Das funktioniert in der Regel bei Kreditkartenzahlungen, Lastschriften und Überweisungen. Je schneller Sie handeln, desto mehr Aussicht auf Erfolg besteht. Gerade wenn Sie Überweisungen rückgängig machen möchten, sollten Sie schnell sein. Sammeln Sie alle Belege des Vorfalls – E-Mails und Screenshots der Nachrichten, des Profils des Betrügers und der betrügerischen Webseiten –, drucken Sie sie aus und erstatten Sie Anzeige. Zahlungen in Kryptowährungen können nachverfolgt werden.
Lassen Sie sich nicht auf ein mögliches Hinhaltespiel ein. Das verschafft dem Betrüger nur wertvolle Zeit. Wenn Sie Glück haben, ist ein Onlinebetrug wie dieser auch über Ihre Haftpflichtversicherung abgedeckt.
Und wenn Sie Angebote wie dieses zum NFT-Verkauf erhalten, ignorieren Sie sie. Oder besser: Melden Sie das Profil, blockieren Sie es und löschen Sie die Nachricht.
Und wenn Sie wissen möchten, was für weitere Betrugsversuche über (den Instagram-)Messenger möglich sind, empfehlen wir diesen Blogbeitrag von uns zu diesem Thema.
Update:
Wir haben auf diesen Beitrag Feedback erhalten. Als nicht vertrauenswürdig gelten aktuell die beiden Websites www.zanidex.io und www.artsnftmarket.com. Halten Sie die Augen offen, es sollte sich nicht nur um diese beiden handeln.
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