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Dein Telefon spioniert dich aus – doch anders, als du vermutlich denkst. Teil zwei: Diese Apps spionieren dich aus

Dass wir mit unseren Geräten einen Strom an Daten hinterlassen, dessen waren wir uns doch schon längst bewusst. Spätestens seit wiederholten Facebook- und WhatsApp-Skandalen sollte uns klar sein, im Netz ist nichts umsonst. Unsere Daten sind eine begehrte Währung. Doch wie gross ist der Umfang der Überwachung, der wir uns bewusst oder unbewusst aussetzen, tatsächlich? Welche Apps spionieren uns auf welche Weise aus? Was geschieht mit unseren Daten, und was können wir dagegen unternehmen?

Durchschnittliche Lesezeit: ca. 4,5 Minuten

Es gibt eine App dafür, doch gerade diese spioniert dich aus

Programme auf Computer zu installieren – und dazu zählen Smartphones zweifelsohne – ist so einfach wie noch nie. In einer Welt, in der alles und jeder «always on» zu sein scheint, schwinden die Hemmungen. Es wird installiert, gepostet und geteilt. Über die möglichen Konsequenzen – Identitätsdiebstahl ist nur eine davon – macht sich kaum jemand Gedanken.

Dabei vergessen wir oft, dass unsere Smartphones nicht nur zur Anzeige von Bildern, Filmen oder Spielen dienen, sondern auch über ausreichend Rechenleistung verfügen, um unsere Aktivitäten aufzuzeichnen, zu analysieren und weiterzuleiten.

Deswegen solltest du dich zuallererst beim Installieren einer neuen App fragen, ob du diese tatsächlich benötigst. Kannst du diese Frage bejahen, beziehe diese App von einer vertrauenswürdigen Stelle, z. B. dem Apple-App-Store oder Google Play. Schau dir die App genauer an. Über wie viele Bewertungen und Rezensionen verfügt sie? Wann wurde sie das letzte Mal aktualisiert? Hast du deine Wahl getroffen, greif lieber zu einer, die über eine grosse Zahl positiver Bewertungen verfügt und regelmässig Updates erhält. Ist die App auf deinem Gerät, entscheide genau, was du ihr erlaubst. App-Tracking, Standortdaten, Zugriff auf Kontakte, Kamera, Mikrofon und Bilder, Hintergrundaktualisierung, mobile Daten etc.? Das mag zwar, verglichen damit, wie schnell und unkompliziert sich Apps installieren lassen, mühsam sein, ist aber immens wichtig für deine Sicherheit und Privatsphäre. Trenne dich von unnötigem Ballast und Sicherheitsrisiken. Hast du eine App länger als ein Jahr nicht mehr benutzt, so kann sie getrost weg, und überprüfe bei dieser Gelegenheit ebenso die Erlaubnisse, die du den verbleibenden Apps erteilt hast.

Folgende Apps solltest du dabei genauer unter die Lupe nehmen und im Zweifelsfall entfernen.

Scanner-Apps

Scanner-Apps emulieren ein Gerät. Wenn du noch einen Scanner besitzt, benutze diesen. Scanprogramme für das Smartphone benötigen den Zugriff auf Kamera, Bilder und oft auch Netzwerkdienste zum Speichern oder Weiterverarbeiten. Zugegeben, Dokumente direkt mit dem Smartphone oder Tablet einzulesen, ist praktisch, und auch die Qualität stimmt. Wenn du daher weiterhin dein Telefon als Scanner benutzen möchtest, greife lieber zu den «Bordmitteln», über die dein Gerät bereits verfügt, oder greife zu Apps bekannter Hersteller (z. B. Microsoft Lens).

Einen besonders schlechten Ruf hat die App «CamScanner». 2019 entdeckte das Sicherheitsunternehmen Kaspersky, dass die damals aktuelle Version mit einem Schadprogramm ausgeliefert wurde. CamScanner ist daher in einigen Ländern verboten.

Wetter-Apps

Auch die Funktionen von Wetter-Apps, lassen sich anderswo beziehen. Nicht nur, dass sie unseren Standort abrufen (und oft auch weitergeben), auch können sie von Schadprogrammen befallen sein. Besonders gefährlich hier «Good Weather», das 2017 mit einem Schadprogramm verseucht war, das es auf die Daten von Bankverbindungen abgesehen hatte.

Alle Apps von Facebook – pardon, Meta

Etikettenschwindel? Das Tauschen des Namens ändert noch lange nicht den Inhalt. Der Megakonzern ist bekannt dafür, dass er es mit dem Datenschutz nicht so genau nimmt und auch dann Informationen sammelt (z. B. auf Webseiten), wenn gar keine Apps von Facebook Meta beteiligt sind.

Wenn du es mit deiner Privatsphäre und Sicherheit ernst nimmst, solltest du WhatsApp entfernen, ebenso Facebook, den Facebook Messenger und leider auch Instagram.

Taschenlampen-Apps

Bitte hier nur die «Bordmittel» deines Telefons nutzen! Apps, die es ermöglichen, den Blitz des Smartphones als Taschenlampe zu verwenden, finanzieren sich häufig durch Werbeeinnahmen. Und dazu fordern sie mehr Berechtigungen ein, als nötig wären, um nur Licht ins Dunkel zu bringen. Diese Informationen werden gesammelt und weitergegeben.

Cybersecurity-Spezialisten gehen sogar so weit, dass sie empfehlen, nach dem Entfernen von Taschenlampen-Apps gleich auch die Passwörter für alle Social-Media-Konten, die über das Gerät verwaltet werden, zu ändern.

Apps für Lieferdienste

Nur ein schwarzes Schaf und sonst nur weisse Westen? Vielleicht. Doch geschummelt wird immer und überall. Durch das unlautere Gebaren des amerikanischen Bringdienstes für Essen, «DoorDash», Apps einer ganzen Branche anzuzweifeln, mag vielleicht drastisch erscheinen. Doch DoorDash schickt Informationen wie E-Mail, Name, Adresse sowie Hersteller und Modell des benutzten Geräts nach dem Öffnen an neun verschiedene Trackingdienste, darunter auch Facebook und Google. Zu hoffen, dass dies ein Einzelfall sein könnte, wäre mehr als naiv.

Spiele

Laut, quietschig und bunt. Und wenn sie sich durch Werbung finanzieren, ist die Chance hoch, dass gerade diese Apps den Datenkraken in die Hände spielen. Besonders unehrenhafte Erwähnungen: «Angry Birds» und «Zombie Mod» oder «Scary Granny Zombie Mod».

Du erinnerst dich noch an den Whistleblower Edward Snowden? Er enthüllte, dass Angry Birds der NSA Benutzerdaten wie Telefonnummern, Standort, Adresse etc. grosszügig zukommen lässt. Das wurde mittlerweile von den Entwicklern behoben. Wenn du also dennoch von den «grantigen» Vögeln nicht lassen kannst, installiere die neueste Version.

Vor diesem Hintergrund scheint Zombie Mod noch harmlos. Es versucht lediglich, Informationen in besonders grossem Umfang über den Benutzer zu sammeln und sie für aggressive Werbeeinspielungen zu benutzen. Informationen über Google-Accounts und Passwörter gehören dazu. In einigen Fällen verwandelte die App die Geräte tatsächlich in Zombies, liess sie dermassen abstürzen, dass sie auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt werden mussten, um überhaupt wieder brauchbar zu sein.

Hier gilt besonders: Spiele, die über einen längeren Zeitraum nicht benutzt werden, sollten gelöscht werden.

Apps für Kinder

Auch hier gilt es, kritisch zu beäugen, was installiert wird. Apps mit wenigen Bewertungen sollten gemieden werden. Ebenso Apps, die Bild und Ton verwenden. Generell ist es ratsam, darauf zu achten, was die Kids an Smartphone und Co. treiben.

[Weiterlesen: Kinder und Smartphones: Aus Langeweile entsteht Kreativität]

Dating-Apps

Das kommt nicht überraschend. Tinder und Grindr versuchen so viele persönliche Daten wie möglich abzugreifen – nur Facebook ist noch dreister. Dating-Apps sammeln Alter und Standort, Name, Adresse, Telefon, E-Mail-Adresse, Beruf und sogar Informationen über Tierhaltung und zögern nicht davor, all diese Informationen gewinnbringend zu nutzen. 2020 waren fünf verschiedene Dating-Apps von Datenlecks betroffen. Daraus stammende Informationen können zu Phishing, Telefonbetrug und Identitätsdiebstahl führen.

[Weiterlesen: Phishing verstehen – wie du Betrügereien erkennst und vermeidest]

Dienstprogramme und Tools

Besonders aggressiv fallen hier Apps zur Überwachung auf. Gerade, wenn du denkst, dass du es bist, die oder der die Überwachung unter Kontrolle hat, verhält es sich genau umgekehrt.

Die Programme sind gespickt mit Trackern, die Informationen über Netzwerk und IP-Adresse an Analyse und Marketingunternehmen schicken. Besonders negativ fielen hier die Produkte von «Ring» auf.

Bis zu einem gewissen Grad spioniert jede App

Die ernüchternde Wahrheit: Jede App will irgendwann einmal «nach Hause telefonieren». Doch glücklicherweise haben wir noch im Griff, welche Apps wir auf unseren Smartphones erlauben und wie viele Berechtigungen wir ihnen einräumen. Doch dazu mehr im nächsten Teil.

[Weiterlesen: Dein Telefon spioniert dich aus – doch anders, als du vermutlich denkst. Teil drei: Was wirklich über dich preisgegeben wird]

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