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Shoppen mit ChatGPT: Vom Chat direkt in den Warenkorb

Person tippt im Chat, Produktbilder schweben über Chatfenster, KI-Avatar oder Icons zeigen Interaktion, Cyber-Mikroplastik-Collage, transluzent, futuristisch, Infografik-Stil

Bislang war ChatGPT vor allem eins: ein digitaler Assistent für Informationen, Texte und kreative Ideen. Doch nun wagt OpenAI den Schritt in eine völlig neue Richtung: Vom reinen Ratgeber wird der Chatbot zum direkten Einkaufsort. Mit der neuen Funktion «Instant Checkout» können Produkte nicht mehr nur empfohlen, sondern direkt im Chat gekauft werden. Ein offenes Protokoll ermöglicht es Händlerinnen und Händlern, ihre Angebote unkompliziert zu integrieren – ganz ohne eigenes Shopsystem.

Durchschnittliche Lesezeit ca. 4 – 6 Minuten

Onlinehandel aktuell – was bisher geschah

Der Onlinehandel hat sich über Jahrzehnte rund um eigenständige Shops und Marktplätze etabliert. Händler investieren viel Zeit und Geld in ihren Webauftritt, ins Design, in technische Infrastruktur und in Marketing. Der Kontakt zu Kunde und Kundin läuft meist über den eigenen Shop oder über Plattformen wie Amazon, auf denen jedoch hohe Gebühren für die Infrastruktur fällig werden. Werbung – ob über Google, Social Media oder Newsletter – ist ein entscheidender Hebel, um Aufmerksamkeit zu generieren. Kurzum: eine Händlerin hat bisher zwar mehr Arbeit, aber auch deutlich mehr Kontrolle über Marke, Kundendaten und Positionierung.

Parallel dazu haben soziale Netzwerke in den letzten Jahren versucht, Einkäufe direkt in ihre Plattformen zu verlagern. Instagram bietet schon länger Shopping-Tags in Beiträgen an, über die Produkte ohne Umweg in den Warenkorb gelegt werden können. TikTok experimentiert ebenfalls seit 2023 mit «TikTok Shop»– mit gemischtem Erfolg, nicht zuletzt, weil die Plattform eher als Unterhaltungsmedium wahrgenommen wird. Meta hat immer wieder neue Shopping-Funktionen in Facebook integriert, doch nicht selten mit dem Nebeneffekt, dass Händler sich in teure Werbestrukturen verstricken.

Zwischenfazit: Für kleinere Anbieterinnen und Anbieter bedeuten Social-Media-Shops zwar Sichtbarkeit und niedrigere Einstiegshürden – echte und nachhaltige Kundenbindung bleibt aber meist aus.

Vor diesem Hintergrund positioniert sich OpenAI nun als völlig neue Schnittstelle. Mit ChatGPT, das bereits Hunderte Millionen Nutzende weltweit erreicht, wird der Einkaufsvorgang direkt in die Unterhaltung eingebettet. Erste Pilotprojekte in den USA – beispielsweise mit Etsy – zeigen, wie Produkte nahtlos in den Dialog einfliessen können. Das offene Protokoll erlaubt Händlern, ihre Angebote ohne grossen technischen Aufwand zu integrieren. OpenAI erhebt dabei eine Gebühr pro abgeschlossenem Kauf. Damit verschiebt sich das Spielfeld: Händlerinnen und Händler müssen sich nicht mehr zwingend um ein eigenes Shopsystem kümmern, sondern treten über ChatGPT in der Rolle eines Vermittlers direkt in Kontakt mit potenziellen Käufern.

 

Wie funktioniert Shopping im Chat?

Statt den bisherigen Weg zwischen Produktseiten, Warenkorb und Kasse zu gehen, passiert jetzt alles direkt im Chat. Eine kurze Bestätigung genügt – und schon ist der Kauf erledigt. Für Händler bedeutet das: OpenAI verdient an jedem abgeschlossenen Verkauf, während der Kaufprozess komplett in der App bleibt. Das macht online Einkaufen – zumindest in der Theorie – so einfach wie nie zuvor, gleichzeitig verschiebt sich die Kontrolle über den Kaufprozess stark hin zur Plattform, die OpenAI bereithält.

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Abbildung 1 Vom Chat direkt in den Warenkorb. Quelle: Bing

Wer etwas verkaufen möchte, braucht kein eigenes Shopsystem mehr. Produkte lassen sich direkt in ChatGPT einbinden. Für kleinere und mittlere Anbieter bedeutet das niedrige Einstiegshürden und sofortige Reichweite – sie müssen sich nicht länger um technische Infrastruktur oder Checkout-Prozesse kümmern. Gleichzeitig verschiebt sich der direkte Kundenkontakt weitgehend zur Plattform, die nun auch den Zugriff auf Daten und Kaufentscheidungen kontrolliert.

Für alle, die dieses System benutzen, entsteht daraus ein ganz neues Einkaufserlebnis: Stell dir eine persönliche Assistentin oder einen Assistenten im Chat vor, der genau versteht, was du suchst. Basierend auf deinen Vorlieben, Fragen und bisherigen Interaktionen gibt die KI massgeschneiderte Empfehlungen, die auf dich zugeschnitten sind – ohne endloses Scrollen oder irrelevante Werbung. Dennoch bleibt es gerade in der Anfangsphase und darüber hinaus wichtig, diese Empfehlungen kritisch zu hinterfragen.

 

Risiken, Herausforderungen und Machtverschiebung

Der Schritt von eigenständigen Shops zu zentralen KI-Plattformen bringt zunächst Vorteile, verändert aber das Machtgefüge im digitalen Handel. Wer über diese Plattformen Handel betreibt, verliert so teilweise den direkten Kundenkontakt und die Kontrolle über die ausgetauschten Daten, während OpenAI pro Kauf Gebühren erhebt – was potenzielle Interessenkonflikte bei Empfehlungen erzeugen kann. Die Neutralität der Vorschläge bleibt entscheidend für das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer.

Das offene Protokoll senkt die Einstiegshürden, sodass auch kleine Anbieter ihre Produkte leicht verkaufen können, selbst wenn sie bisher noch keinen Shop betrieben haben. Andererseits führt die neue Struktur zu einer Fragmentierung, die strategische Entscheidungen erforderlich macht: Nutze ich die KI-Plattform zusätzlich zu meinem Shop, als Ersatz oder gar nicht? Wer bisher noch nichts im Onlinehandel unternommen hat, kann jedoch jetzt ohne grossen Aufwand starten

Zudem bleiben Datensicherheit, Implementierung und das Vertrauen der Nutzer zentral. Erfahrungen aus dem Social-Media-Shopping zeigen, dass Reichweite allein nicht für nachhaltige Kundenbindung sorgt.

Die Integration von ChatGPT als Verkaufsplattform eröffnet Händlerinnen und Händlern neue Chancen, gleichzeitig entstehen aber auch neue Herausforderungen. Durch die Zentralisierung von Kaufentscheidungen und Werbeplätzen verschiebt sich die strategische Kontrolle: wer die Plattform steuert, kann nicht nur den Checkout, sondern auch den Werbemarkt beeinflussen, was einerseits neue Einnahmequellen ermöglicht, andererseits aber das Risiko steigender Abhängigkeit birgt. Für Anbieterinnen, Anbieter sowie Konsumentinnen und Konsumenten gilt: Die Balance zwischen Nutzen und Kontrolle muss stets kritisch betrachtet werden.

 

Balance zwischen Chancen und Risiken

ChatGPT als Einkaufsplattform zeigt eindrücklich, wie KI den E-Commerce verändern könnte: für Händlerinnen und Händler eröffnen sich neue Chancen, die Einstiegshürden sind niedriger, und Nutzerinnen und Nutzer erhalten die Möglichkeit, Produkte direkt im Chat zu entdecken und zu kaufen. Gleichzeitig entstehen neue Abhängigkeiten, und die Kontrolle über Daten und Kaufentscheidungen liegt zunehmend bei der Plattform.

Waage zeigt Chancen (Glühbirne, Wachstumssymbol) auf einer Seite, Risiken (Daten, Abhängigkeit, Warnzeichen) auf der anderen, KI-Avatar vermittelt zwischen Nutzenden und Plattform, Cyber-Mikroplastik-Collage, transluzent, futuristisch, symbolisch
Abbildung 2 Bei einem neutralen oder ausgewogenem Modell halten Chancen und Risiken im Gleichgewicht. Quelle: Bing

Wenn man sich die Vision vorstellt, eine virtuelle Assistentin oder ein Assistent begleitet einen bei jedem Einkauf, wird deutlich, welches Potenzial darin steckt. Empfehlungen könnten genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sein und das mühselige Durchforsten von Rezensionen und unzähligen Shops erheblich erleichtern. Natürlich bleibt auch hier kritisch zu hinterfragen, welche Quellen und Bewertungen der Algorithmus heranzieht – positive Rezensionen garantieren nicht automatisch Qualität, geben aber zumindest einen Anhaltspunkt.

Insgesamt zeigt sich: KI-gestütztes Shopping könnte die Zukunft des E-Commerce prägen, bietet einen spürbaren Komfortgewinn und vereinfacht Entscheidungen. Es bleibt jedoch wichtig, die Balance zwischen Bequemlichkeit, Vertrauen und Kontrolle bewusst zu gestalten.

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