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Spiele zur Selbstliebe, die Depressionen und Ängste lindern können

Videospiele machen aggressiv, so ein gängiges Vorurteil. Stimmt das, oder können Spiele vielleicht sogar Depressionen lindern?

Durchschnittliche Lesezeit: ca. 5 Minuten

In einem vorangegangenen Beitrag haben wir durch einen Selbstversuch herausgefunden, wie TikTok seine Benutzerinnen und Benutzer in eine Negativspirale ziehen kann. Ein Austausch über Social Media von Personen, die an psychischen Erkrankungen leiden, kann vorteilhaft sein, sofern die Stimmung nicht kippt. Inwiefern können Spiele hier hilfreich sein?

Computerspiele machen aggressiv, oder?

Psychologische Studien zu Auffälligkeiten, die in Zusammenhang mit einem übermässigen Spielkonsum stehen, existieren noch nicht besonders lange.

Eine Befragung der University of Arkansas aus den Jahren 2007 und 2009, an der 30 000 US-Teenager teilnahmen, ergab, dass Teilnehmende, die mehr als fünf Stunden am Tag Computerspielen nachgingen, deutlich gefährdeter waren, depressives Verhalten an den Tag zu legen und Suizidgedanken zu haben, als Teilnehmende, die vergleichsweise weniger spielten.

Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangte auch die weltweite Studie der Victoria University in Melbourne, welche 2012 publiziert wurde.

 

Nach einer Studie der Universität Basel (2011) stehen nächtliches Computerspielen und depressive Symptome in einem Zusammenhang.

Jedoch konnten diese Untersuchungen nicht wirklich nachweisen, ob übermässiges Computerspielen nun tatsächlich aggressiv oder depressiv macht und suizidale Handlungen tatsächlich fördert, oder ob Personen mit den entsprechenden Tendenzen dazu neigen, vermehrt zu spielen als andere.

Studien, die sich nur auf sogenannte Killerspiele wie «Call of Duty» konzentrieren, gelangen ebenso zu widersprüchlichen Ergebnissen.

Wie lassen sich Spiele positiv einsetzen?

Ob sich nun Spiele zur Suizidprävention eignen, lässt sich leider noch weniger herausfinden.

Immerhin hat eine Studie der niederländischen Organisation für emotionale Gesundheit und der Abteilung für Positive Psychologie der Universität Twente herausgefunden, dass Spielende von Shadow’s Edge eigenen Angaben zufolge merklich belastbarer und ausgeglichener sind und sich allgemein wohler fühlen.

Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt man auch in Neuseeland. Jugendliche können dort mit dem Fantasy-Rollenspiel namens SPARX ihre Therapiesitzungen zu Hause durchführen.

 

Bemühungen zur Prävention und Therapie in Form von Spielen und Apps sind gerade am Entstehen. Die Idee dahinter ist, dass Spiele Betroffene besser erreichen als Flyer oder andere konventionelle Medien.

Alternative Spielideen

Wer nach Spielen sucht, die einem bei Depressionen und Ängsten ein besseres Gefühl geben, wird bei den sogenannten «Alternative Games» und Autorenspielen fündig, bei denen die Entwicklerinnen und Entwickler ihre eigene Betroffenheit und ihre eigenen Erkenntnisse einfliessen lassen. Ein Konzept, von dem alle Beteiligten profitieren. Zugleich werden auch Nichtbetroffene für die Themen, die diese Spiele behandeln, sensibilisiert.

Sea of Solitude

«Stelle dich deinen Monstern und Ängsten», lautet das Motto dieses Spiels der Berliner Firma Jo-Mei, das bei Electronic Arts erhältlich ist.

 

Kay, eine einsame Frau, geplagt von Selbstzweifeln, Hoffnungslosigkeit und Depression, verwandelt sich nach und nach in ein Monster. Wie auch alle anderen um sie herum. Das mag sehr düster klingen, ist es aber nicht.

In Sea of Solitude werden Spielende zwar mit schmerzvollen Erinnerungen an Trennungen, Ablehnung oder Mobbing konfrontiert, das Spiel hilft ihnen aber auch dabei, Auswege und neue Perspektiven zu finden.

#SelfCare

Bei #SelfCare handelt es sich um eine Sammlung von Minispielen, die alle aus einem gemütlichen Schlafzimmer heraus erledigt werden können. Ähnlich wie bei Shadow’s Edge gehören auch Atem- und Meditationsübungen sowie Übungen zur Selbstreflexion dazu.

 

Das Spiel ist so ausgelegt, dass die Spiele auch in kurzen Pausen zwischendurch erlebt werden können. Für viele Spielerinnen und Spieler macht die Möglichkeit, bei #SelfCare einen eigenen kleinen Raum für sich zu haben, den besonderen Reiz der App aus.

#SelfCare gibt es im Apple-App-Store hier, sowie hier bei Google Play.

Florence: über die Liebe und das Leben

Mit dem Spiel Florence tauchen wir in die Welt der 25 Jahre alten Florence Yeoh ein. Ihr Leben ist eine endlose Routine aus Arbeit, Schlaf und zu viel soziale Medien. Bis sie eines Tages den Cellospieler Krish trifft.

Zwar ist das Spiel nur sehr kurz (ca. 30 Minuten), doch behandelt es alle Themen vom ersten Kennenlernen über Flirten, Zuneigung und Liebe bis hin zu Auseinanderleben und Trennung.

 

Das Spiel Florence ist intim, direkt und persönlich.

Dadurch, dass im Spiel die Konflikte von Florence miterlebt werden, fühlen sich Personen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, verstanden und weniger allein mit ihrer eigenen Gefühlswelt.

Links zum Download von Florence für alle gängigen Plattformen finden Sie direkt auf der Entwicklerwebsite.

Gris

Gris ist mehr Erlebnis denn Spiel. In einer Traumwelt gefangen, entdeckt die Protagonistin durch Springen, Schwimmen und Klettern neue Pfade, löst Rätsel und erlangt so neue Fähigkeiten.

 

Der Schwierigkeitsgrad ist dabei vergleichsweise hoch, doch gerade das vermittelt den Spielenden besonders eindrückliche Erfolgsmomente.

Die Aussage von Gris ist eindeutig: Sich durch schwierige Situationen durchzubeissen, ist lohnend und eröffnet neue Möglichkeiten. Zentrales Element dabei sind die wunderschönen Grafiken des spanischen Künstlers Conrad Roset, begleitet von der Musik des Trios Berlinist aus Barcelona, das sich auf die Vertonung von Computerspielen und Filmen spezialisiert hat.

Links zum Download von Gris finden Sie auf der Website von Nomada Studio.

Bound

Dieses Spiel ist ebenso wie Gris ein Geschicklichkeitsspiel. Spielende bewegen eine Tänzerin durch eine Traumwelt, die gemäss Entwicklerteam an die moderne Kunst des frühen 20. Jahrhunderts erinnern soll. Die surreale Spielwelt kann aber auch als Traumata und unterdrückte Ängste interpretiert werden, denen sich die Spielfigur stellen muss.

 

Bound lässt sich intuitiv erleben, was besonders dem Spielerlebnis und dem Erkunden der eigenen Gefühlswelt zugutekommt.

Weitere Informationen zu Bound, das für die PS4 erhältlich ist, finden Sie im Playstation Store.

Unter Vorbehalt

Apps können nachhaltig die Symptome psychischer Beschwerden wie Angststörungen oder Depressionen lindern, indem schlechte Gedanken und Sorgen vorübergehend ausgeblendet werden.

Verdrängung ist eine wichtige Schutzfunktion der menschlichen Psyche. Hin und wieder ist eine Flucht aus dem Alltag in Ordnung, dennoch ersetzt dies keine Bewältigungsstrategie oder Therapie.

Die virtuelle Welt darf nicht zum alleinigen Ort der Zuflucht und des Schutzes werden.

Weitere Informationen zum Umgang mit Depressionen und Social Media finden Sie im Internet bei der EU-Initiative Klicksafe.

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