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Serie Bedrohungen im Internet, Teil 5: Herausforderungen – Challenges

Was tun wir nicht alles für Likes und Lacher? Herausforderungen, die sich oft über soziale Netzwerke wie ein Lauffeuer verbreiten, sind ein wiederkehrendes Phänomen. Zweifelsohne existieren auch harmlose Varianten – auch für wohltätige Zwecke­, leider sind es aber oft die besonders dummen und gefährlichen, die für Schlagzeilen sorgen.

Durchschnittliche Lesezeit: ca. 3,5 Minuten

Gefahr für Leib und Leben – die Bedrohung, die von diesen Herausforderungen ausgeht, zielt nicht auf sensible Daten, Bankkonto oder Software ab, sondern auf das körperliche Wohlergehen. Dummdreiste Streiche können durch das Medium Internet gesteigerte Aufmerksamkeit erlangen und dadurch beängstigende Ausmasse erreichen.

 

Übermut tut selten gut

Wir haben es als Kinder nicht gern gehört, vermutlich gerade weil es sich doch so oft bewahrheitete. Dieser Beitrag liesse sich mit dem altbackenen Ratschlag beenden, wäre da nicht das Problem mit der eingeschränkten Impulskontrolle, die Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu schaffen macht. Anders lassen sich die hirnrissigen Mutproben nicht erklären. Gut gemeinte Ratschläge helfen da wenig.

 

Scullbreaker -Challenge, der Knochenbrecher

Aktuell kursiert diese Herausforderung, bei der sich zwei Personen neben ihr Opfer stellen und es auffordern, zu hüpfen. Wer dieser – vermeintlich harmlosen – Aufforderung nichtsahnend nachkommt, dem werden in der Luft die Beine weggekickt und er landet als Folge äusserst unsanft auf dem Boden. Mögliche Risiken: Tod durch Genickbruch, Querschnittlähmung, Kopfverletzungen und im harmlosesten Fall Gehirnerschütterungen. Den Ursprung hat dieser üble Streich bei TikTok, er verbreitet sich aber auch über andere soziale Netzwerke wie z. B. YouTube.

 

Ein irres Gefühl

Kaum vorstellbar: wer bei dieser Challenge schmerzfrei davonkommt, weiss von einem irren Gefühl, wie bei einer Achterbahnfahrt, zu berichten. Manche «Opfer» stellen sich demnach freiwillig zur Verfügung. Ein irres Gefühl versprechen auch folgende Mutproben; bitte unter keinen Umständen nachmachen!

Eine Collage aus Pappe und Aquarell zeigt einen Cartoon-Wasserspeier, der anstelle von Wasser einen sprudelnden Milchshake ausspuckt.
Abbildung 1 Der absurde Mix aus Bananen und Sprite: Wer es ausprobiert, erlebt eine sprudelnde Überraschung, die im Magen brodelt und oft unkontrolliert wieder herauskommt. Quelle: Bing

Bis zum Erbrechen!

Bananen und Sprite: klingt harmlos, ist es aber nicht. Zwei Bananen und eine Dose des Softdrinks reichen in der Regel aus, um durch die kohlensäurehaltige Brause im Magen einen Schaum zu erzeugen. Durch das Protein, das in den Bananen enthalten ist, wird der Schaum ausserordentlich widerstandsfähig – das ist zu viel für den Magen. Das Resultat: Unkontrolliertes Aufstossen und in den meisten Fällen eine Antwort auf die Frage, ob Bananen mit Sprite vorwärts oder rückwärts besser schmecken. Wer Probleme mit seinem Magen hat, kann hier bereits in ernste Schwierigkeiten geraten.

Ein Löffel Zimt: die Cinnamon-Challenge. Gefährlicher, als es den Anschein hat. Einen Löffel voll Zimt ohne Wasser herunterzuschlucken, darum geht es bei dieser Herausforderung. Dies kann zu Erstickung, Lungenentzündung und allergischen Reaktionen führen – keine gute Idee.

Eine Collage aus Pappe und Aquarell zeigt einen Cartoon-Charakter, der hustet und nach Luft schnappt, während er versucht, Zimt zu schlucken.
Abbildung 2 Die Cinnamon-Challenge: Was harmlos klingt, endet oft in Hustenanfällen und Atemnot – ein gefährliches Spiel mit Gewürzen. Quelle: Bing

Nicht ganz sauber: Nicht nur Kleinkinder müssen mittlerweile davon abgehalten werden, sich alles Mögliche in den Mund zu stecken. Traust du dich, Waschmittel zu essen? Bei der Tide-Pod-Challenge ging es darum, auf der Gelhaut des gleichnamigen Waschmittels so lange herumzubeissen, bis diese platzt und das Waschmittel aus dem Mund läuft. Das ist lebensgefährlich. Das flüssige Waschmittel ist so stark alkalisch, dass die Schockreaktion beim Platzen der Gelkissen häufig zum Verschlucken des Reinigungsmittels führt – der Supergau fürs Verdauungs- und Atemsystem. Das Ergebnis: Verätzungen von Speiseröhre, Magen und der oberen Atemwege, lebensbedrohliche Vergiftungen inklusive.

 

Latex, Plastik und die Atemwege

Eine Collage aus Pappe und Aquarell zeigt grotesk grosse Lippen und einen erstaunten, schockierten Gesichtsausdruck.
Abbildung 3 Die Kylie-Jenner-Challenge: Ein extremes Beispiel für gefährliche Schönheitsversuche – die übertrieben großen Lippen kommen von einem riskanten Unterdruck. Quelle: Bing

Not safe! Der Schabernack mit Kondomen scheint immer Saison zu haben. Weder ein mit Wasser gefülltes Kondom über dem Kopf zu stülpen – der Wasserdruck verschliesst unmittelbar die Atemwege – noch ein Kondom durch ein Nasenloch einzuatmen und durch den Mund wieder herauszuziehen zählt als sichere Praktik. Die ordnungsgerechte Anwendung eines Präservativs sieht anders aus. Es sind bereits Kinder erstickt, weil sie aus Spass in einen Luftballon gebissen haben. Solcher Klamauk kann böse enden.

Lippen und Unterdruck: die Kylie-Jenner-Challenge. Um sich über die Frau aus dem Kardashian-Clan mit den dicken Lippen lustig zu machen, stülpten sich zahlreiche Jugendliche Schnapsgläser oder Plastikdeckel über die Lippen. Anschliessend saugten sie so lange, bis der Unterdruck ihre Lippen – kurzzeitig – vergrösserte. Was die wenigsten wussten: die Schwellung entsteht, weil durch das Vakuum empfindliche Blutgefässe platzen. In den schlimmsten Fällen entstehen Blutergüsse, die Lippen reissen auf und müssen genäht werden. Von der potenziellen Verschluckungsgefahr einmal abgesehen.

 

Wer nicht hören will, muss fühlen

Salz und Eiswürfel: Auch diese Mutprobe klingt eher harmlos, hat es aber gewaltig in sich. Es genügt, sich Salz auf den Körper zu streuen und einen Eiswürfel darauf zu legen, um durch die chemische Reaktion von Salz und Eis Minusgrade zu erzeugen, die starke Kälteverbrennungen zweiten und dritten Grades, Muskel- oder sogar Knochenschäden hervorrufen können.

Gefährlicher Wohlgeruch: Eine weitere Variante, die Kälte-Schmerzgrenze auszuloten, ist die Deo-Challenge. Wer hält es am längsten aus, sich Deo aus einer Spraydose auf eine Hautstelle zu sprühen oder sprühen zu lassen? Die Resultate sind genauso unliebsam wie bei Salz und Eis.

Weitere unehrenhafte Nennungen: Aus einem fahrenden Auto springen und tanzen (Kiki Challenge). Augäpfel mit der Zunge ablecken oder ablecken lassen (Eyelicking-Challenge), mit verbundenen Augen am Strassenverkehr teilnehmen (Bird-Box-Challenge) oder Kurzschluss an der Steckdose verursachen (Outlet-Challenge) – wem langweilig ist, dem kommen scheints dumme Gedanken!

 

Lieber Spassbremse!

Eine Collage aus Pappe und Aquarell zeigt Eltern und Kinder am Tisch, die über Internetgefahren sprechen, mit einem Smartphone auf dem Tisch und aufmerksamen Blicken der Eltern auf die Bildschirme.
Abbildung 4 Gemeinsam gegen Internetgefahren: Ein Gespräch zwischen Eltern und Kindern über die Risiken und wie man sicher online bleibt. Quelle: Bing

Der gehobene Zeigefinger nutzt genau so wenig wie die Lektüre von Heinrich Hoffmanns «Der Struwwelpeter». Die Schockwirkung der – mittlerweile arg angestaubten – «(…) lustigen Geschichten und drolligen Bilder für Kinder von 3—6 Jahren» greifen im Zeitalter der Memes nicht mehr. Wie lässt es sich also verhindern, dass die eigenen Kinder auf gefährliche Herausforderungen anspringen? Die Lösung ist langwierig und nicht einfach. Dem Gruppenzwang, unüberlegtem Handeln aus mangelnder Erfahrung oder fehlender Impulskontrolle und der Hoffnung auf vielleicht ein wenig Internet-Ruhm ist schwer beizukommen. Verantwortungsbewusstes Handeln und das Erkennen von Ursache und Wirkung muss den Kindern vorgelebt werden. Hilfreich bei der Schadensvermeidung ist ebenso, am Puls der Zeit zu bleiben und die angesagten Strömungen im Internet im Auge zu behalten. Der Königsweg bleibt die Gratwanderung zwischen Zugeständnis von Eigenverantwortung und Beschützen des Nachwuchses. Gesundheit ist bei Weitem wertvoller als ein paar Klicks und Likes.

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