Seinen Triumph aus der Niederlage eines anderen zu ziehen, gehört zu den niedrigen Beweggründen, die hinter Cyber-Mobbing stecken. Weitere Ursachen: Langeweile oder die Angst, selbst Opfer zu werden.
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Zwar ist Cyber-Mobbing allein noch keine Straftat, Handlungen, die im Rahmen des Schikanierens durchgeführt werden, können jedoch sehr wohl strafrechtlich verfolgt werden. Betroffene können sich dagegen wehren, auch wenn die Bedrohung zunächst ungreifbar und überwältigend scheint.
Was versteht man unter Cyber-Mobbing?
Mit Cyber-Mobbing oder Cyber-Bullying wird Verleumdung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen oder Unternehmen bezeichnet. Dies geschieht meist mit Smartphones über das Internet. Dabei kommt die ganze Bandbreite, die das Medium Internet bietet, zum Einsatz. Nachspionieren, Identitätsdiebstahl, sich als eine andere Person ausgeben, Onlinebestellungen im Namen des Opfers oder Erpressung – alle erdenklichen Möglichkeiten werden genutzt, um zu beleidigen, auszugrenzen, zu demütigen, zu benutzen und zu verletzen.
[Weiterlesen: Cybercrime ist eine reale Bedrohung – Teil fünf, Identitätsdiebstahl – wenn die persönlichen Daten anderen in die Hände fallen]
Besonders häufig geschieht dies in Chatrooms beim Instant-Messaging, z. B. im Klassenchat, aber auch in E-Mails. Das über einen längeren Zeitraum hinweg.
Cyber-Mobbing ist eine zentrale Gefahr.
Gründe für Cyber-Mobbing
Opfer von Cyber-Mobbing wurden oft schon im wahren Leben belästigt, da sie sich durch eine oder mehrere Eigenheiten von der Gruppe unterscheiden. Aber auch sehr angepasste, unauffällige Personen können den Hass der Allgemeinheit auf sich ziehen.
Betroffen sind häufig Jugendliche und junge Erwachsene, doch Cyber-Mobbing macht auch vor dem Arbeitsplatz nicht halt und die negative Energie von «Wutbürgern» kann sich genauso als Shitstorm gegen ganze Unternehmen entladen. Die vermeintliche Anonymität im Internet lässt Hemmschwellen sinken. Handlungen werden als weniger schlimm empfunden, als sie es in Wirklichkeit sind.
Negative Energie 24/7
Wir sind ständig vernetzt, dadurch gibt es kein Entkommen vor Cyber-Mobbing. Es ist immer da. Rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag. Tag für Tag.
Für die Betroffenen kann das dramatische Folgen haben, wie zum Beispiel soziale Isolierung, Stress, psychische oder physische Probleme und im schlimmsten Fall gar Suizid.
Wege aus dem Cyber-Mobbing
Proaktives und vorausschauendes Handeln im Umgang mit den modernen Medien ist eine solide Basis, um Angreifern so wenig Material wie möglich in die Hände fallen zu lassen. Das kann und sollte erlernt werden.
Auf Beschuldigungen und Anfeindungen sollte man gar nicht reagieren. Besser: Bildschirmfotos machen und sofort eine Vertrauensperson aufsuchen. Falsche Scham ist nicht angebracht. Freunde und Umstehende, denen Cybermobbing bewusst wird, sollten dies ebenfalls melden, denn oft trauen sich die Opfer alleine nicht.
Passieren Vorfälle im Schulumfeld, hilft es, mit der Lehrperson oder der Schulsozialarbeiterin, dem Schulsozialarbeiter Kontakt aufzunehmen. Darauf können gemeinsam weitere Schritte besprochen werden. Sind die mobbenden Personen bekannt, können sie blockiert werden und eine Sperrung beim Betreiber der jeweiligen Plattform beantragt werden. Auch rechtliche Schritte sind möglich.
Mögliche Straftatbestände sind in diesem Fall Erpressung und Nötigung. Das sind sogenannte Offizialdelikte, sie werden von Amtes wegen von der Polizei verfolgt, sobald sie Kenntnis davon hat.
Unter die Antragsdelikte fallen Datenbeschädigung, üble Nachrede, Verleumdung, Beschimpfung, Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte, unbefugtes Beschaffen von Personendaten und Drohung. Sie werden nur verfolgt, wenn das Opfer oder eine gesetzliche Vertretung einen Strafantrag bei der Polizei stellt.
Anlaufstellen für Betroffene von Cybermobbing sind beispielsweise die Fachstelle Mobbing und Belästigung, Pro Juventute Beratung + Hilfe 147 oder die Stelle für Gewaltprävention der jeweiligen Stadt oder Gemeinde. Die Redaktion von «Clip und klar!» von SRF hat zu diesem Thema ein sehenswertes und prägnantes Video für Kinder, Eltern und Lehrpersonen zusammengestellt.
Eine Zusatzversicherung, die kein Zusatz mehr sein sollte
Hast du eine Hausratversicherung? Falls ja, überprüfe mal die Klauseln. Möglicherweise hast du bereits einen Cyberschutz integriert. Falls nicht, denk darüber nach, deine Versicherung zu aktualisieren oder zu erweitern. Cyberversicherungen, oft im Paket mit Hausratversicherungen, bieten nicht nur Schutz vor Betrugsversuchen wie dem gerade beschriebenen, sondern auch vor anderen unangenehmen Vorfällen: Cybermobbing, Kreditkartenbetrug, Datenverlust, Urheberrechtsverletzungen oder Identitätsdiebstahl.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Online-Diensten kann helfen, Schäden zu verhindern. Und falls doch mal etwas passiert, steht der Cyberschutz parat. In einer Zeit, in der ein Grossteil unseres Lebens online stattfindet, sollte er einfach dazugehören.